HICON SABER

/ HICON JOURNAL 2020-01 DE

EBNER.blog | Karl Wohlfahrt, EBNER Industrieofenbau, Österreich

Eine EBNER Anlage der Next Generation.

Die erste vollautomatisierte EBNER HICON/H2® Haubenofenanlage hat erfolgreich die Produktion aufgenommen.

Wieland Austria aus Amstetten / Österreich, seit vielen Jahren einer der führenden Hersteller von Spezialrohren und Langprodukten aus Kupfer- und Kupferlegierungen, vertraut auf die neue Haubenofen-Technologie von EBNER.

Neues Handlingkonzept bei Haubenöfen

Bei konventionellen Haubenofenanlagen sind folgende Rahmenbedingungen charakteristisch:

  • Massive Hallenkonstruktionen mit Hallenkran sind notwendig
  • hohe Kranhakenhöhen oder zusätzliche Aufstellung der Anlage in einer Fundamentgrube sind erforderlich
  • Bedienpersonal für manuelles Handling der Hauben, sowie für Be- und Entladen der Chargen auf den Glühplätzen muss kontinuierlich zur Verfügung stehen

Nachdem derartige Voraussetzungen fallweise einen sehr hohen Kostenaufwand bedeuten bzw. nicht immer gegeben sind, hat sich EBNER vor etwa 2 Jahren dazu entschlossen, ein völlig neuartiges Handlingkonzept für HICON/H2 ® Haubenofenanlagen zu entwickeln. Das Konzept basiert auf einer auf Hüttenflur fahrenden Manipulationseinrichtung mit einem Hubwagen, der als schienengebundenes Fahrzeug ausgeführt wird. Damit werden einerseits in einem Schritt der gesamte Chargenstapel manipuliert bzw. anderseits auch die Heiz-/ Kühl- oder Schutzhauben vollautomatisch umgesetzt und dies alles erstmals ohne Hallenkran.

Erstauftrag

Das Konzept wurde bei der Messe WIRE/TUBE 2018 in Düsseldorf von EBNER erstmals präsentiert. Bereits 3 Monate später konnten wir die Firma Wieland Austria von diesem neuen Konzept überzeugen und der Auftrag zur schlüsselfertigen Lieferung einer HICON/H2 ® Haubenofenanlage zur Wärmebehandlung von LWC-Coils aus Kupfer und Kupferlegierungen wurde erteilt.

Die Anlage besteht aus zwei Glühplätzen mit je 2.350 mm Stapelhöhe, einer gasbeheizten Heizhaube, zwei Luft-Wasserkühlhauben, sowie einer Manipulationseinrichtung (Chargiermaschine). Im Leistungsumfang enthalten waren auch für die Wärmebehandlung von Kupferrohren speziell notwendigen Prozess-Einrichtungen wie die N2 /H2 -Mischeinrichtung zur Schutzgaserzeugung, ein Vakuumpumpenaggregat und Rohrinnenspüleinrichtungen, die vor bzw. während der Wärmebehandlung zum Einsatz kommen. Der gesamte Prozessablauf von der Beschickung eines vorab gebildeten Chargenstapels über die eigentliche Wärmebehandlung mit Aufheiz- und Abkühlvorgang bis zur Chargenrückgabe erfolgt vollautomatisch, ohne jeglichen manuellen Eingriff im Ablauf.

Weiters wurde ein modernes Prozessleitsystem zur Beobachtung und Überwachung des Prozessablaufs, der Protokollierung und Archivierung relevanter Prozessdaten, sowie dem gesamten Datenhandling von der Planung bis zum Datenaustausch mit dem kundenseitigen Produktionsleitsystem installiert.

Vielseitiger Einsatz

Das realisierte Haubenofenkonzept zeichnet sich vor allem durch einen vielseitigen und flexiblen Einsatz aus. Haubenofenanlagen arbeiten bereits bei niedrigen Durchsatzleistungen und kleinen Losgrößen wirtschaftlich und können mit relativ kleinem Aufwand durch die Installation von zusätzlichen Glühplätzen, was gleichbedeutend einer Leistungssteigerung ist, erweitert werden. Dieser Aspekt war ein entscheidendes Kriterium für Wieland Austria, in eine derartige Technologie zu investieren. 

Ebenso war die Notwendigkeit von Materialtemperaturen bis über 800 °C und der mögliche Einsatz von unterschiedlichsten Schutzgasen bis zu 100 % Wasserstoffgehalt ein entscheidender Aspekt für unseren Kunden. Neben den LWC-Coils, welche in speziellen Chargierkörben geglüht werden, besteht auch die Möglichkeit große Stahltrommeln mit Gewichten von bis zu 2,5 Tonnen Kupfer-Halbzeug in der Anlage einzusetzen.

Vollautomatische Coil-Manipulations- und Stapelbildungseinrichtung

Zusätzlich wird in das Gesamtkonzept der Haubenofenanlage eine vollautomatische Coil-Manipulations- und Stapelbildungseinrichtung integriert. Nach Abschluss der Wärmebehandlung erfolgt die Verpackung der Coils. Diese gesamte Einrichtung wurde vom Kunden bei der Firma Ingenia, ein Tochterunternehmen der ASMAG-Gruppe, beauftragt.

Das Gesamt-Anlagenkonzept sieht auch vor, dass die Anlage auch ohne direkte Aufsicht betrieben werden kann. Dazu besteht die Möglichkeit, mehrere Chargenstapel vor bzw. nach einer Wärmebehandlung mit der neuen Chargiermaschine zu puffern bzw. nacheinander zu glühen. Die wesentlichen Vorteile von vollautomatischen Haubenofenanlagen umfassen:

Aufstellung der Ofenanlage in einfachen Hallenkonstruktionen ohne Notwendigkeit eines Hallenkrans (eventuell nur Wartungskran).

  • Umsetzung größerer Chargierhöhen in bestehenden Glühereihallen bei Ersatzinvestitionen (anstelle des Hallenkrans kann die Stapelhöhe um 1-2 m erhöht werden).
  • Reduktion von Bedienpersonal bzw. das Personal kann zukünftig auch andere Arbeiten erledigen.
  • Reduktion der Sockel-Stillstandzeiten auf etwa die Hälfte durch schnelle automatisierte Fahrbewegungen und Umsetzen von der Charge in einem Schritt.
  • Erhöhung von Bauteil-Standzeiten bzw. Reduktion von Wartungsarbeiten durch präzises Handling und exakte Positionierung der umgesetzten Hauben und Chargen.
  • Steigerung der Arbeitssicherheit durch den automatischen Betrieb.
  • Integration / Anbindung von vor- und nachgeschalteten Prozessschritten.

Zusammengefasst kann man sagen, dass durch den Einsatz einer vollautomatischen Manipulationseinrichtung bei Haubenofenanlagen im Vergleich zu anderen Automatik-Systemen die Durchsatzleistung und Prozesssicherheit gesteigert und der Wartungs- und Personalaufwand reduziert werden kann.

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